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Guerilla-Marketing
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20.01.2009

Israels Luftwaffe hat in den letzten Tagen im Zuge der Operation „Gegossenes Blei“ bei Luftangriffen hunderte Hamas-Mitglieder getötet und deren Waffendepots zerstört. Mit Beginn einer Bodenoffensive wurde die Drohung wahr gemacht, auch mit Bodentruppen in den Gaza-Streifen einzumarschiert, um die Hamas endlich in die Knie zu zwingen. Die radikalislamischen Hamas hingegen scheinen kaum geschwächt und setzen bei ihrem erbitterten Widerstand auf militärische Guerilla Taktiken. Kleine, selbstständig operierende Kampfeinheiten mit gut ausgebildete Kämpfer, die zu allem bereit, aus Hinterhalten agieren, Schützengräben und Häuser besetzen, sich unter die Zivilbevölkerung mischen und unerwartet zuschlagen.

Die israelische Armee setzt ebenfalls auf Guerilla, wenn auch nicht in Form von militärischen Angriffen. Für ein sauberes Image in der Weltöffentlichkeit und der Suggestion eines notwendigen und gerechten Krieges, wurde eigens eine PR-Abteilung mit der Umsetzung von Guerilla Marketing beauftragt. Gesteuert werden die Propagandamaßnahmen über das israelische Außenministerium. Ziel ist die systematische Unterwanderung und Manipulation aller möglichen Informationskanäle. Objektive Berichterstattungen durch freie Journalisten sind unerwünscht.

Längst gelten nicht nur die israelisch gefilterten Informationen für die weltweiten Journalisten der Fernseh- und Rundfunkkanäle als geeignetes Propagandamittel. Nach eigenen Angaben der israelischen Armee soll die Intension hinter dem Krieg erläutert werden, die „Jerusalem Post“ zitiert die Sprecherin der israelischen Armee Avital Leibovich, mit folgenden Worten: „Die Blogosphäre und die neuen Medien sind ein neues Kriegsgebiet. Wir müssen dort relevant sein.“
Als modernes Medium erweisen das Internet, insbesondere das Videoportale YouTube, seine Dienste bei der Umsetzung eines einschlägigen Guerilla Marketing.

„Verlagerung“ des Konflikts in das Web 2.0

Das Videoportal gilt gemeinhin als Plattform für Ausschnitte aus Film und Fernsehen, Musikvideos, sowie kleine selbstgedrehte Filme. YouTube User können sich außerdem über Blogs austauschen und ihre Meinungen zum entsprechenden Filmmaterial äußern.

Die israelische Armee hat eigens für Guerilla Marketing einen Kanal bei YouTube eingerichtet, die alle interessierten Onlinebesucher direkt am Geschehen im Gaza-Streifen teilhaben lässt. Mit YouTube selbst gab es zu Beginn Probleme, weil einige veröffentlichte Videos nicht den Gewaltrichtlinien des Videoportals entsprachen. Die Differenzen waren offensichtlich nur von kurzer Dauer, denn aktuell sind vier Dutzend Videos online frei verfügbar. Auf den Videos zu sehen sind Luftangriffe, Panzer, Raketen aber auch die perfekte Darstellung der humanitären Hilfe, die Israel in den Gaza-Streifen entsendet. Die Videos werden zum Großteil positiv bewertet und scheinen beim Publikum wie gewünscht anzukommen. Fragt sich nur, ob hier nicht ebenso gut gezielte Manipulation des Social Media – Images am Werk ist, um den Videos den notwenigen Anschub zu verleihen. Schützenhilfe kommt z. B. von der Anti-Defamation League (ADL), einer US-amerikanischen Organisation, die gegen die Diskriminierung von Juden eintritt und bei YouTube nun dafür plädiert, „pro-palästinensisches Videomaterial“ zu zensieren.

Der YouTube Kanal ist aber nur ein Beispiel für die umfassenden Guerilla Marketing Maßnahmen. Befürworter der israelischen Kriegshandlungen unterstützen das israelische Außenministerium bei der Unterwanderung und Manipulation von Blogs und Online-Umfragen. So steht z. B. GIYUS, ein Tool welches Nutzer auf Online-Umfragen im Netz aufmerksam machen soll, unter schweren Anschuldigungen, Umfragen zugunsten Israels zu manipulieren. Gegner dieser Onlinebewegungen haben bereits Listen im Internet veröffentlicht, die die Israel-Sympathisanten als Spammer entlarven, die in diversen Blogs Kommentare abgegeben haben, welche an vielen anderen Stellen im Netz identisch wiederzufinden sind.

Sandy Schindler



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