29.06.2009
Open Source Guerillas
„Quelloffene“ (Open Source) Software galt jahrelang als Software der Bastler und Computerfraks, die mit frei zugänglichem Quellcode im stillen Kämmerchen Projekte möglichst kostengünstig vorantrieben. Betrachtet man heute die Entwicklung, sind Open Source Tools keineswegs nur die Werkzeuge von einzelnen Freaks. Besonders kleine Unternehmen mit geringen Marketingbudgets haben Open Source für sich entdeckt.
Über geschicktes Marketing über eigene Open Source-Produkte und / oder entsprechende Zusatzangebote rund um renomierte Open Source-Lösungen versuchen sie, mit geringen Mitteln größmögliche Aufmerksamkeit zu erregen, um Kunden für sich zu gewinnen. Und das ist ziemlich genau das, was Guerilla Marketing ausmacht.
Open Source auf der Beliebtheitsskala weit oben
Bevor man etwas verkaufen kann steht die Frage: Was bewegt die Menschen gerade? Oder anders formuliert: Wo liegen die sensibelsten Punkte? In Zeiten in denen das Wort „Weltwirtschaftskrise“ Hochkonjunktur hat, liegt die Antwort darauf auf der Hand. Effiziente und preiswerte Lösungen erregen Aufmerksamkeit und stehen auf der Beliebtheitsskala ganz weit oben. Kriselnde Wirtschaft und gekürzte Budgets begünstigen die gesteigerte Beliebtheit von Open Source Lösungen. Frei verfügbare Lösungen die sich frei weiterentwickeln lassen und noch dazu preiswert sind, stehen hoch im Kurs. Einen weiteren Punkt zur Beliebtheitsskala tragen für Open Source als Guerilla Marketing Instrument die Entwickler bei, die unter Verwendung einer Open Source Lösung für deren Akzeptanz sorgen und so die Beliebtheit bei anderen Entwicklern fördern – ganz ohne horrende Werbeetats, aber mit jeder Menge Aufmerksamkeit. Auch im Bereich des Forenmarketings oder der Bildung einer treuen Anhängerschaft mit willkommenen viralen Nebenwirkungen ist Open Source durchaus vertreten. MySQL nutzt z. B. seit Jahren eigene und fremde Entwickler für das Marketing. Egal ob die Entwickler das Produkt loben oder es kritisieren, das Produkt „lebt“ – besonders von konstruktiver Kritik und wird durch sie weiterentwickelt und verbessert. Einfacher und effizienter kann Marketing nicht sein. Zudem sind „Guerilla Marketing Kämpfer“ längst darüber im Bilde, dass Open Source Angebote im World Wide Web einen starken Verbündeten haben. Einen Verbündeten, bei dem Open Source jede Menge Aufmerksamkeit erhält:
Google Support für „Guerilla Marketing Kämpfer“
Dieser Verbündete ist kein Geringerer als Google. Für Unternehmen die Open Source Lösungen anbieten, eröffnen Google Suchanfragen ganz neue „Quellen“. Bei Suchanfragen mit den Begriffen Open und oder Source – ganz gleich in welchem Zusammenhang – erscheinen bei Google reichlich Suchergebnisse, die Open Source Anbietern die gewünschte Publicity verschaffen. Weltweit profitieren Unternehmen vom nach wie vor andauernden Open Source „Hype“. Zuvor eher unbekannte Unternehmen wie die Open Source Dokumenten-Management-Spezialisten KnowledgeTree aus San Francisco beliefern so mittlerweile bekannte Kunden wie Sony Entertainment, Société Générale Group and Mazda Motors Europe – nicht zuletzt dank zahlreicher Auflistungen und Verlinkungen in
Open-Source-Directories und hervorragender Rankings mit
werbewirksamen Verweisen auf Produkte und Dienstleistungen.
Open Source im Guerilla-Praxiseinsatz
Mit dem Begriff Open Source werden vor allem Produkte und Namen wie Typo3, Linux, Firefox, MySQL uvm. assoziiert, die sich nachhaltig am Markt etabliert haben und von denen heute große Unternehmen kostenpflichtigen Support beziehen – eben weil sie so gut und über Jahre von unzähligen Entwicklern ausgereift sind. Open Source bietet heutzutage aber für nahezu jede Marketingaufgabe eine passende Anwendung. So gesehen ist also auch das einsetzende Unternehmen unter den richtigen Voraussetzungen als Guerilla zu verstehen, der seine Ressourcen möglichst effektiv einsetzt. Von der kostenlosen Planung mit Freemind über Content-Management mit Joomla, Blogs mit WordPress, E-Mail Marketing mit Open EMM, Online-Foren mit phpBB bis hin zum Trouble-Ticket-Management mit OTRS finden sich zahlreiche Lösungen, die neben zahlreichen Ablegern, Speziallösungen und Parallelentwicklungen in Betracht gezogen werden sollten.
Die Auswahl ist riesig und ein prüfender Blick, welche Open Source Lösung sich für ein Unternehmen eignet, immer sinnvoll. „Quelloffen“ bietet gleichermaßen Chancen für Unternehmen die Open Source Lösungen anbieten, als auch für Unternehmen die die quelloffene Software für Guerilla Marketing nutzen möchten. Kleiner Aufwand – große Wirkung: Willkommen im Kreis der Open Source Guerillas.
Sandy Schindler